Kulturgut von Waltraud Anton aus Morbach-Wenigerath – Bekömmliches Brot wie aus guten alten Zeiten

„Gut   Ding   will   Weile   haben!“, dieser allbekannte Spruch wird in der schnelllebigen, stressigen Zeit viel zu oft vergessen oder einfach ignoriert. Dabei gilt es gerade für unser Kulturgut schlechthin – unser tägliches Brot – dass es Zeit benötigt, um sein Potenzial entfalten zu können. Das alt-bewerte Handwerk Brot zu backen, gerät immer mehr in Vergessenheit und wird durch schnellere Verfahren ersetzt. Aber ist in diesem Fall schnell wirklich besser? „Nein!“, sagt Silvia, die Tochter von Waltraud Anton, aus Morbach-Wenigerath, die aus persönlicher Erfahrung berichten kann.

Aus der Not heraus investierte sie sehr viel Zeit und entwickelte eine Brotbackmischung. Die Idee schrie nach einer Firmengründung. Da sie selbst beruflich aber sehr stark eingebunden ist, wollte sie in dieser Situation die Firmengründung nicht wagen. Daher beschloss ihre Mutter diese – wie ich finde – tolle Idee nicht im Sande verlaufen zu lassen und begann die Brotbackmischungen zu vermarkten.

Auf meine Fragen zu ihren Brotbackmischungen hin, schrieb mir Silvia einen so schönen Text, dass ich den Großteil davon nun einfach zitieren möchte.

„Die   Brotbackmischung   entstand   eher   aus   Zufall.   Zwei   meiner   Kinder entwickelten plötzlich Unverträglichkeiten auf alle möglichen Lebensmittel. Unter anderem   durften   sie   keine Milch (Milcheiweißunverträglichkeit) und Fructose mehr essen. Dazu sollten sie dann auf Gluten und alle möglichen Lebensmittel, die Kreuzallergien auslösen können, verzichten. Ich habe mich informiert und gelesen, dass Unverträglichkeiten häufig durch Darmprobleme kommen und mich sehr intensiv mit dem Thema „Darm“ beschäftigt. Dabei habe ich festgestellt, dass das Fermentieren hier in zweierlei Hinsicht eine zentrale Rolle spielt, denn  einerseits  werden  schwer verdauliche  Stoffe (Phytinsäure, Lektine) reduziert und das Gericht damit bekömmlicher, andererseits fehlen vielen Leuten  heute   wichtige   Darmbakterien   aufgrund   von zu einseitiger und   wenig nährstoffreicher Nahrung. So habe ich dann auch das Backen mit Sauerteig begonnen, denn in Morbach habe ich kein Brot bekommen, das ausschließlich mit Sauerteig getrieben wurde und weder Milch noch Fruchtzucker enthielt.

Je mehr ich mich mit dem Thema befasste, umso mehr habe ich dann für mich festgestellt, dass Brot an sich nicht das Problem ist, zu dem es in den Medien häufig gemacht wird, sondern die Art und Weise, wie es hergestellt wird. Auch Weizen ist problematisch, weil er so auf Ertrag gezüchtet wurde, dass unser Körper damit überfordert scheint. So kommt es mir zumindest vor, denn etwa 1/3 der Kinder im Kindergarten meines Sohnes haben Unverträglichkeiten. Viele sollen Gluten meiden. In verschiedenen Quellen habe ich gelesen, dass eine Reifezeit von mindestens 4 Stunden wichtig für einen Brotteig ist, damit er richtig verquollen und damit gut bekömmlich ist. So viel Zeit bekommen heute die wenigsten Brote. Dazu kommt, dass Brote aus Auszugsmehlen kaum Ballaststoffe enthalten, die sehr wichtig für einen gesunden Darm sind. Deshalb verwenden wir nur Vollkorn.“

Die drei Roggenmischungen werden aus Bio-Mehl hergestellt. Roggen und Dinkel bezieht Waltraud Anton aus Deuselbach von Herrn Manz , Emmer vom Urkornhof Klein in Gödenroth, deren Betriebe Bioland-zertifiziert sind. „Wir haben bereits mit ihm gesprochen, er überlegt im nächsten Jahr auch Emmer anzubauen, den wir dann auch von   ihm   beziehen   wollen.“, so die passionierte Produktentwicklerin von Kulturgut zu meiner Frage hin, ob das Getreide, das für das Brot genutzt wird, regional ist.  „In den Urkornmischungen steckt das Getreide von Hecker-Urkorn, das ungespritzt, aber nicht bio-zertifiziert ist. Bio-Khorasan habe ich ausschließlich aus Kanada finden können.“

Über weitere Tipps, von welchen regionalen Erzeugern sie Bio-Urkorn/Getreide beziehen kann, ist Waltraud Anton euch sehr dankbar. Gelistet ist das junge Unternehmen (Gründung Juni 2019) bereits im Rewe Morbach   und  Simmern, im Edeka Birkenfeld, in den beiden Unverpackt-Läden in Bad-Kreuznach und Kirchberg sowie in einem Berliner Geschäft; auch Hamburg hat angefragt, aber die sind etwas weiter weg ;-). Zudem findet ihr u.a. die Brotbackmischungen oder die beliebten Startersets im Online-Shop der eigenen Seite. Hier bietet sie auch massive Frühstücksbrettchen (in Dtl. gefertigt) an, die auf Wunsch personalisiert werden (Name und/oder Motiv) können.

Die Brotbackmischungen werden gut angenommen, und einen Sauerteigansatz namens „Gärda“ sowie Gärkörbchen gibt es mittlerweile ebenfalls in der Produktpalette.

Die Problematik, die Silvia bei Brotbackmischungen sieht, ist, dass die meisten Käufer lieber ein fertiges Brot statt einer Brotbackmischung kaufen. Deswegen wäre Kulturgut einer Kooperation mit ansässigen Bäckern nicht abgeneigt, die ihre Produktpalette   erweitern wollen, damit Menschen, die mit „normalem“ Brot Probleme haben, ebenfalls in den Genuss unseres Kulturgutes Brot kommen können.  Und wenn es dann auch   noch   überwiegend oder sogar komplett   aus   regionalem   Getreide hergestellt wird, ist es doch umso wertvoller!

Na, Interesse bekommen? Egal, ob ihr die Brotbackmischungen kaufen bzw. backen wollt, sie in eurem (Hof-)Laden oder Supermarkt verkaufen oder ihr dieses bekömmliche Sauerteigbrot ohne Hefe bei euch in der Bäckerei oder irgendwo anders verkaufen möchtet. Probiert es aus bzw. setzt euch mit Waltraud Anton oder ihrer Tochter in Kontakt Weitere Infos findet ihr auf kulturgut.blog!