Der Buchenhof bei Beltheim-Sevenich

Seit 1972 lebt Familie Reimer nun auf dem Buchenhof bei Beltheim-Sevenich. Ein Pflanzenschutzmittel- und Mineraldüngereinsatz findet hier nicht statt, seit über 30 Jahren nicht. Claudia Reimer bezeichnet ihre Bewirtschaftung als „ehrlich konventionell“, was es meiner Meinung nach auf den Punkt bringt. Auf all meine Fragen bekam ich ausführliche Antworten; alle Produktionsschritte werden auf Nachfrage transparent gemacht; es wird verantwortungsvoll gewirtschaftet und mit den Tieren fürsorglich umgegangen. Wer kann schon vom Fleisch oder Käse aus dem Supermarkt behaupten, dass er den Erzeuger kennt, geschweige denn weiß, wie das ganze produziert wurde?

Die weitläufigen Wiesenflächen des Buchenhofes sind Heimat von rund 60 Jersey-Rinder, einer robusten aber sanftmütigen Rinderrasse mit hoher Milchleistung. Zusätzlich haben sie auch noch Schweine. Aus einem Teil der Rohmilch der Jerseyrinder lässt Familie Reimer von einer mobilen Käserei aus NRW direkt auf dem Hof, Käse in verschiedenen Rohmilch-Käsesorten herstellen. Rohmilch ist die naturbelassene Milch, die weder homogenisiert noch pasteurisiert, also unbehandelt ist.

Bei der Homogenisierung der Milch werden die Fettkügelchen unter Druck durch eine Düse in winzig kleinen Tröpfchen umgewandelt. Dadurch wird verhindert, dass das Fett sich nach einer gewissen Zeit vom Rest der Milch abtrennt und auf der Oberfläche sich Rahm bildet. Dieses Phänomen ist nur bei frischer unbehandelter Milch zu beobachten, daher muss eine solche Milch vor dem Verzehr gut geschüttelt oder aufgerührt werden.  Interessanterweise kann man beobachten, dass viele Leute, die die homogenisierte Milch nicht vertragen (z.B. wegen Lactose-Intoleranz), Rohmilch durchaus trinken können, da diese durch die größeren Fettkügelchen leichter bekömmlich ist. Jeder muss aber selbst austesten, welche Milch er am besten verträgt.
Die Fettkügelchen der Rohmilch werden erst im Dünndarm vom Körper aufgenommen. Bei zu reichlichem Genuss kann es allerdings zu Durchfall kommen, da die Lipasen (fettspaltenden Enzyme) das Milchfett nicht spalten können. Die Fette gelangen so in den Dickdarm und werden von Darmbakterien zu freien Fettsäuren zersetzt. Beim Ausscheiden der Fettsäuren kann bei hohem Milchverzehr Durchfall entstehen.
Durch die Homogenisierung wird durch die Zerkleinerung der Fettkügelchen zu -tröpfchen das Milchfett zwar besser verdaut, dadurch aber auch mehr Fett aufgenommen. Wer auf eine schlanke Linie achtet, sollte daher eher zu Rohmilch als auf homogenisierte Milch zurückgreifen.

Bei der Pasteurisierung wird die Milch auf 72 °C erhitzt. So werden Bakterien und mögliche Keime in der Milch abgetötet, was sie länger haltbar macht. Der Nachteil davon ist, dass auch „gute“ Bakterien (Milchsäurebakterien), Vitamine und Mineralstoffe durch das Erhitzen weitestgehend zerstört werden.

Die Milch ist also nicht mehr, dass was sie einmal war! Ganz anders ist es bei der Rohmilch vom Buchenhof!

Heutzutage werden in Deutschland nur noch ganz wenige Käsesorten aus Rohmilch hergestellt. Was ein Glück, dass wir Hunsrücker in den Genuss von diesem leckeren, naturbelassenen Käse kommen dürfen! Aus der Buchenhof-Rohmilch werden Schnittkäse mild (Gouda-Art), Schnittkäse würzig (Almkäse-Art) und Hartkäse aus Bergkäsekulturen in verschiedenen Geschmacksrichtungen hergestellt. Die Geschmacksrichtungen entstehen durch die Beigabe von verschiedenen Gewürzen und Kräutern. Es werden aber keinerlei Konservierungsstoffe oder Farbstoffe zugefügt, wodurch die Farbe des Käses, je nachdem, ob die Kühe im Stall oder auf der Weide waren, stark variieren kann. Bei meinem Besuch auf dem Buchenhof durfte ich in den Genuss der vielen Sorten kommen. Ein Gedicht sage ich euch! Meine Favoriten sind Schnittkäse mild mit Bockshornklee, Schnittkäse würzig Zwiebel-Knoblauch-Mix und Schnittkäse würzig Kräuter der Provence. „Aber ist ja bekanntlich Geschmackssache“, sagte der Affe und biss in den Käse, oder wie hieß das nochmal? 😉 Da ich alle Sorten gut fand, habe ich mir von fast jeder ein paar Scheiben mitgeben lassen. Alle Sorten findet ihr in dem angehängten Flyer.

Aber das ist noch nicht alles, was Familie Reimer anzubieten hat. Auch wenn das Jersey-Rind hauptsächlich zur Milchviehhaltung genutzt wird, kann auch sein feinfaseriges und cholesterinarmes Fleisch verarbeitet werden. Daraus – und aus dem Fleisch der Schweine – stellt Herr Reimer im eigenen Schlachthaus so allerhand Fleisch- und Wurstwaren her. Auch hier wird auf Fertiggewürze,  Glutamat und Hefeextrakt verzichtet. Es kommen nur Naturgewürze zum Einsatz. Die Produktpalette ist vielfältig, weswegen ich die ganzen Flyer und den Bestellschein zur Anschau eingefügt habe, die außerdem zusätzliche Informationen zur Viehhaltung und hofeigenen Selbstvermarktung beinhalten.
Die Leidtragenden bei der Milchviehhaltung sind die männlichen Kälber, die weder Milch geben noch für die Mastviehhaltung geeignet sind. Vor kurzem habe ich auf Arte noch einen sehr aufschlussreichen Bericht darüber gesehen. Diese Kälber werden, wenn überhaupt, für kleines Geld verkauft und irgendwo hin transportiert. Ihre Spur verliert sich danach meist aber. Die Aufzucht wäre ein Verlustgeschäft für den Tierwirt. Daher ist es verständlich, dass auch Familie Reimer die männlichen Kälber nicht bis zum Lebensende großziehen kann. Sie erspart aber den männlichen Kälbern diesen ungewissen Weg, lässt sie auf dem Hof leben und verarbeitet ihr Kalbfleisch in Ihren Fleisch- und Wurstwaren.

Doch wie kommt man nun an den leckeren Käse und das Fleisch und die Wurst? In dem man zum Buchenhof fährt! Das geht nicht spontan. Am einfachsten ist es, man schreibt eine eMail an louis.reimer@t-online.de gibt seine Kontaktdaten an und welche Produkte man haben möchte. Frau Reimer schaut jeden Tag in ihr Postfach hinein, sodass man schnell eine Antwort bekommt. Zusätzlich kann man den Rohmilchkäse auf Vorbestellung jeden Mittwoch in Mainz auf der Marktschwärmerei der Amorella Kirsch-Manufaktur erhalten.

Leider gibt es keine weiteren Verkaufsstellen im Hunsrück, die die Wurst und den Käse (oder zumindest eins von beidem) anbieten, was sehr traurig ist und geändert werden sollte! Denn so leckeren, ehrlich produzierten, regionalen Lebensmittel, sollten in der Region in aller Munde sein (im wahrsten Sinne des Wortes)!
Hier daher zum Schluss mein Aufruf:
Wer Interesse hat, die Buchenhofer Produkte in seinem Laden, seinem Verkaufswagen oder in seinem Markt anzubieten, meldet sich bitte bei Familie Reimer! BITTE, BITTE, BITTE!!!